SELIG
Das neue Jahr beginnt mit einer musikalischen Sensation: Selig haben wieder zueinander gefunden! Damit meldet
sich eine der wichtigsten deutschsprachigen Rockbands der neunziger
Jahre zurück. Natürlich in der Originalbesetzung, denn Selig haben ja noch nie halbe Sachen gemacht. Und
schau: Mit " Und Endlich Unendlich" ist ihnen ein
glückseliges, kompromissloses Album voll großer,
unerschrockener und leuchtender Momente
gelungen.
Die Hamburger Band, die uns die Grunge-Ära mit Klassikern wie
"Sie hat geschrien", "Ohne dich" und "Ist es
wichtig" versüßte, traf sich letztes Jahr in einem
Berliner Studio, um nach einigen Vorgesprächen einfach mal
auszuprobieren wie es so wäre, die Band neu zu starten. Und
sofort gerieten unsere Helden in einen magischen Rausch, den sie nach
all den Jahren - in denen sie ihre eigenen erfolgreichen Wege
als Produzenten, Komponisten, Schauspieler, sowie Musiker in anderen
Bandprojekten, gingen - nicht mehr für möglich gehalten
hätten.
Ja, es knistert noch in ihren Venen! Mehr noch: Seligs neue Lieder sind kraftvoller denn je. Denn die
virtuosen Musiker nehmen die Erfindungen, die sie beim Jammen machen,
gerne auch mal sofort in den Endsound mit auf. Deshalb klingt
diese so einfühlsame wie erhabene Rockmusik (die ihre Wurzeln im
1970er-Jahre-Blues-und Prog-Rock hat) so unglaublich energetisch. "Es liegt eine starke Wahrheit in dem Moment, in dem man die
Erfindung macht" erklärt die Band; klar also, dass man die
Basics des Albums auch live einspielte. Ganz im Sinne von Seligs Band-Mantra: "Lass uns jetzt und hier
leben". Und das hat sich, laut Sänger und Texter Jan Plewka,
im Laufe der Jahre eher noch bestätigt. "Die Kraft des
Augenblicks zu fühlen, ist das Schönste im
Leben."
Auf dem neuen Album finden wir sie als hellsichtige Wanderer der
Nacht; auf einer Erkundungsreise durch den Tag. Die erste
Single-Auskopplung "Schau Schau…" zum Beispiel
lässt einen so positiv in den Tag starten, dass man Berge
versetzen könnte. Vom "windigsten und höchsten aller Berge"
aus, hebt Jan Plewka darin seinen Kopf, um in den Tag zu schau`n:
"Und ich schau, schau, schau in den Morgen, aus so vielen Welten
zusammengewebt." Wow! Songs, die einen spüren lassen, dass
sich die Wirklichkeit bewegt, wenn man sie anstößt. Und die
gleich mal klarmachen, warum man die Hamburger Band - seit ihrer
offiziellen Auflösung 1999 - so vermisst hat: die
Freiräume, die sie mit ihrem "Hippie-Metal" (Selig
über Selig) beschreiten, haben wir nötiger denn je!
Denn Seligs Musik steht heute einer neoliberalen Welt
aus Zwang und Angst
entgegen.
Die zwölf Kompositionen entwickeln einen meditativen Sog. Und
verfügen über die fast schon buddhistische
Fähigkeit, sich zu sammeln und dadurch neu und unschuldig
zu werden. Eingetaucht in eine himmlische und weit gereiste
Begriffswelt aus großen Worten: "Und ich sehe uns schwimmen,
durch die Himmel, noch einmal." Zeilen einer Band, für die
große Emotionen eine Herausforderung sind, und kein Grund sich
zu verstecken. Erfahrungsreich und ursprünglich zugleich.
Und by the way: Jan Plewka ist mit seinem Timbre aus Rio Reiser, Eddie
Vedder und, of course, Jan Plewka kein gewöhnlicher Sänger.
Er ist vielmehr ein beseelter Emotionendarsteller, der genau
weiß, in welchen Farben er die Töne ausmalen muss, um
Wirkung zu erzeugen. Und auch Christian Neanders Gitarrenspiel ist
nicht von schlechten Eltern. Jimi Hendrix und John Frusciante in den
Fingern, folgt er seinen eigenen Weisheiten. Dies unerschöpfliche
Etwas, das aus seiner Gitarre hervorsprudelt, vermittelt einem das
Gefühl, als könne man auf eine völlig natürliche
Weise an einen Ort weit in der Ferne gelangen. Und erinnert an die
Chilli Peppers in ihrer "Californication"- Phase. Womit sich der Kreis
schließt: denn eigentlich ist "Und Endlich Unendlich" auch
eine Sommerplatte. Die Band schwärmt von den
hochsommerlichen Berliner Temperaturen während der Aufnahmen. "Es war wie Sommer in Kairo und Istanbul." Wen
wundert es da, dass sie für das Fotoshooting in die Wüste
Sahara gefahren sind. Die passende visuelle Umsetzung gehört bei Selig halt seit jeher dazu.
So verfügen Selig über die Gabe uns weicher
und empfänglicher zu machen für die Magie des Augenblicks.
Für jene Reise ins Glück, die das Gelingen des Albums auch
für die Band selber darstellte. Für Jan Plewka, Christian
Neander, Leo Schmidthals (Bass), Malte Neumann (Keyboard) und Stephan
"Stoppel" Eggert (Schlagzeug) fühlt es sich so an, "als
würden wir zum zweiten Mal heiraten." Ein kleines
Wunder!
Neander: "Wie das mit Selig funktioniert, das ist einfach ein
Geschenk, das man annehmen muss. Wir haben ja in der Zwischenzeit viel
Musik gemacht, in den unterschiedlichsten Konstellationen." Und
Eggert:" Es war eine ganz tolle Erfahrung, wie wir gemerkt haben,
dass in dieser Band jeder wie geschaffen ist für sein
Instrument." Plewka ergänzt: Und plötzlich
war einfach so unser spezieller Sound wieder da. Und ich hab
überhaupt erst kapiert, warum die Leute damals so ausgeflippt
sind."
Die Songs des nun vierten Selig-Studio-Albums
oszillieren zwischen zarten, aber nicht zaghaften Balladen ("Ich fall
in deine Arme"), traumwandlerisch-hypnotischen Erlösungsliedern
("Der schönste Weg", "Traumfenster"), verführerischen
Abgeh-Abschlepp-Songs (" Du siehst gut aus") und stimmungsvollen
Mid-Tempo-Hymnen ("Schau Schau…", "Wiedersehen"). Aber auch das
zornige Lied ("Die alte Zeit") über einen erlebnisarmen Yuppie,
der versucht, sich die alte Zeit zurück zu trinken, darf nicht
fehlen. "Letzteres auch als freundliche Warnung an die heutigen
Teenager, bloß nicht zu schnell zu BWL- Spießern zu werden." Und wo Selig schon dabei sind,
kraxeln sie auch noch auf Siebenmeilen-Stiefeln den Berg hoch -
mit einem ellenlangen Blues-Rock-Brocken im Schlepptau: "Wir
dürfen das, weil wir das können", sagt die Band
über jenes Stück namens "Ich dachte schon". Außerdem
könne es auch nicht schaden, wenn die Kids von heute mal wieder
hören, wie ein Gitarrensolo überhaupt klingt.
Selig sind also vom weinerlichen Gejammer und
Zwangsoptimismus vieler Deutschrock-Bands ebenso weit entfernt wie von
authentizitäts-verhöhnendem Diskurs Rock. Eben darum haben
sie derlei Abgrenzungen gar nicht nötig, denn sie sind ohnehin,
wie sie im Gespräch betonen:"eine Band ohne Ismen."
Selig, die sich nach drei erfolgreichen Alben
("Selig",1994, "Hier", 1995 und "Blender", 1997) auflösten, weil
sie nicht mehr bereit waren, dem sinnlichkeitsverschlingenden
Hochgeschwindigkeitsdruck des Erfolges nachzugeben, haben sich
und uns heute mehr denn je zu sagen. Und sei es nur " um zu verstehen,
dass das Leben an sich, manche Wunde aufbricht." Oder Wunder
verspricht!
[ Promosheet]
Lyrics
auf dem weg zur ruhe
die tage verweh´n hier die stunden im stau.
das öl ging zur neige und die stille wird laut.
ein paar ungleiche schwestern teil´n sich noch scheine
über den dächern von housten nach chicago.
der fluss liegt weiter als er eigentlich war stumm und bescheiden.
motten verenden im kometenregen
und hinter den nuklearen testgebieten
brennt ein licht hell im stillen kreis.
keiner spricht, jeder weiss.
auf dem weg zur ruhe die nerven bewahr´n,
geduld lässt sich lernen und wir gewöhn´ uns daran.
kein regen fällt wie seit tagen schon,
hier am ende vom ende der transformation.
der himmel sinkt nieder kalte sterne fall´n,
wie ein schwarm toter vögel in die nacht hinein.
präsidenten aller länder und aller nationen
liegen wach und warten auf die explosion.
der fluss liegt weiter als er eigentlich war stumm und bescheiden.
auf dem weg der ruhe
wir werden uns wiedersehen
ich verbringe die nächte in fremden wänden,
und wache früh auf um zu verschwinden.
ich kenne mich aus und komme viel rum,
ich trage dich noch in erinnerung.
hab dich in mein' liedern still bedacht,
habe viel gesehen und viel gemacht.
das leben hat mich angenommen,
ich komme gut aus und ich komme viel rum.
der mond und der schlaf und die einsamkeit,
wissen über uns bescheid.
(oooohoo)
ich war die hälfte der strecke davon ausgegang'
du erinnerst dich an mich und wir gehen zusamm'
(oooohoo)
wir werden uns wiedersehen,
vielleicht nur um zu verstehen,
dass das leben an sich,
manche wunder verspricht,
ob du's glaubst oder nicht,
ich vergesse dich nie.
wir werden uns wiedersehen,
vielleicht nur um zu verstehen,
dass das leben an sich,
manche wunde aufbricht,
ob du's glaubst oder nicht,
ich vergesse dich nie, nie, nie.
manchmal in den abendstunden,
hör ich s noch aus deinem munde,
vom wesen her sind wir verwandt,
schön verwegen und unerkannt,
ich wünsche dir sehr das du weiter siehst,
und dein himmel voll erwartung liegt,
das die liebe dich nochmal aushält,
egal ob in dieser oder deiner welt.
der mond und der schlaf und die einsamkeit,
wissen über uns bescheid.
(oooohoo)
ich war die hälfte der strecke davon ausgegang'
du erinnerst dich an mich
wir werden uns wiedersehen,
vielleicht nur um zu verstehen,
dass das leben an sich,
manche wunder verspricht,
ob du's glaubst oder nicht,
ich vergesse dich nie.
wir werden uns wiedersehen,
vielleicht nur um zu verstehen,
dass das leben an sich,
manche wunde aufbricht,
ob du's glaubst oder nicht,
ich vergesse dich nie.
wir werden uns wiedersehen,
vielleicht nur um zu verstehen,
dass das leben an sich,
manche wunder verspricht,
ob dus glaubst oder nicht,
ich vergesse dich nie.
wir werden uns wiedersehen,
vielleicht nur um zu verstehen,
dass das leben an sich,
manche wunde aufbricht,
ob du's glaubst oder nicht,
ich vergesse dich nie.
nie, nie!
ich vergesse dich nie!
ich vergesse dich nie!
schau schau
ich stand auf dem windigsten,
höchsten aller berge,
unter glorreichen wolken,
in silber und grau,
ich schwamm durch flüsse und seen
und seltsame meere
wie oft hob ich meinen kopf um in den tag zu schauen
in deinen augen,
spiegelt sich, das universum unendlich
und ich schau schau schau, in den morgen
aus so vielen welten zusammengelegt
und ich schau schau schau, in den morgen
in so viele welten so unendlich schön zu sehn.
all die länder und städte,
und die plätze die ich meine
all die menschen auf ihr'm weg von a nach b
den moment den wir suchen und doch trotzdem versäumen
wir oft werden wir die sonne noch aufgehen sehn
in manchen augen,
spiegelt sich, das universum unendlich
und ich schau schau schau in den morgen
aus so vielen welten zusammengelegt
und ich schau schau schau in den morgen
in so viele welten so unendlich schön zu sehn.
und ich schau schau schau in den morgen
aus so vielen welten zusammengelegt
und ich schau schau schau in den morgen
in so viele welten so unendlich schön zu sehn.
und ich schau schau schau in den morgen
aus so vielen welten zusammengelegt
und ich schau schau schau in den morgen
in so viele welten so unendlich schön zu sehn.
und ich schau schau schau…
und ich schau schau schau…
ich fall in deine arme
der asphalt bewegt sich kaum noch,
die hunde haben aufgehört zu heul'n.
das treibgut das ich war,
das gift lässt langsam nach.
und es knistert noch in meinen venen,
weit von hier erwacht die welt.
und ich fall in deine arme
weit von hier erwacht die welt
ich dank dir für die tage
und für das was uns hält
und für das was uns hält
zu viel und nie genug
hab mich selbst im selbstbetrug hin und her verirrt
halt mich, halt mich fest
sobald der rest der welt uns lässt
verschwinden wir von hier
und es glitzert noch auf deiner seele
weit von hier erwacht die welt
und ich fall in deine arme
weit von hier erwacht die welt
ich dank dir für die tage
und für das was uns hält
und für das was uns hält
und ich fall in deine arme
weit von hier erwacht die welt
ich dank dir für die tage
und für das was uns hält
und ich fall in deine arme
weit von hier erwacht die welt
ich dank dir für die tage
und für das was uns hält
und für das was uns hält
und für das was uns hält
die alte zeit zurück
hinter den fenstern, in deiner straße,
morbide masken, normaler wahnsinn.
du siehst sie reden über dein leben,
über dein wirken und dein versagen.
du wolltest raus hier, schon seit jahren.
damals bist du nich' mitgefahren,
als wir über dem abgrund lagen
und so unsterblich waren...
jetzt hängst du rum mit deinen nutzlosen freunden,
geometrischen gärten auf unaufgeräumtem glück.
rennst seit jahren durch die gnadenlose gegend
und trinkst dir in den nächten die alte zeit zurück.
die alte zeit zurück.
jeder alltag tötet liebe.
damals war's unsre und heute diese.
ich kann's nicht ausstehen, kann dich nicht umdrehn,
wofür wirst du vor die hunde gehn?
wärst du damals mitgefahren,
als wir unsterblich waren...
jetzt hängst du rum mit deinen nutzlosen freunden,
geometrischen gärten auf unaufgeräumtem glück.
rennst seit jahren durch die gnadenlose gegend
und trinkst dir in den nächten die alte zeit zurück.
jetzt hängst du rum mit deinen nutzlosen freunden,
geometrischen gärten auf unaufgeräumtem glück.
rennst seit jahren durch die gnadenlose gegend
und trinkst dir in den nächten die alte zeit zurück.
die alte zeit zurück.
die alte zeit zurück.
die alte zeit zurück.
hast du nicht damals am lautesten geschrien:
"lass uns raus hier und die welt sehn."
und all die bands, die du gegründet hast,
was wurde aus denen?
jetzt hängst du rum mit deinen nutzlosen freunden,
geometrischen gärten auf unaufgeräumtem glück.
rennst seit jahren durch die gnadenlose gegend
und trinkst dir in den nächten die alte zeit zurück.
jetzt hängst du rum mit deinen nutzlosen freunden,
geometrischen gärten auf unaufgeräumtem glück.
rennst seit jahren durch die gnadenlose gegend
und trinkst dir in den nächten die alte zeit zurück.
die alte zeit zurück.
die alte zeit zurück.
die alte zeit zurück.
ich bin so gefährdet
ihr besuch war süß
sie sah bezaubernd aus
und rekelte sich auf dem balkon
rauchte still vor dem sonnenaufgang
all den langen schatten entlang
mich verwirrte, was sie zu mir führte
war zeit - zeitich sagte:wenn du bleiben willst,dann bleiab heute
wärn wir zwei.ich bin so gefährdet,dir zu verfalln.lang her,
dass es her ist,doch die lichter leuchten uns heim.du hast mich
entflammt von anfang an so zauberhaft schönich warte schon
lang.ich bin so gefährdet, dir zu verfalln.still und verwegen
wir blieben liegen
in der welt zwischen den laken und mai.
durch die fenster sahn wir,
wie der frühling kam
die sonne schien hinab in die zeit.
wenn du bleiben willst, dann bleib.
ab heute wärn wir - zwei.
ich bin so gefährdet dir zu verfallen,
lang her das es her ist
doch die lichter leuchten uns heim
du hast mich entflammt von anfang an
so zauberhaft schön und ich warte schon lang